Gelassen im Stadtverkehr

Vernetzt, vielfältig, flexibel: Das urbane Lebensgefühl ist im 21. Jahrhundert weiterhin das Maß aller Dinge. Die städtische Umgebung prägt uns, ihr Rhythmus bestimmt unseren Alltag. Die Infrastruktur ist Nervensystem und Herzstück des Stadtkörpers zugleich: Das Straßennetz schafft Verbindungen, pulsiert rund um die Uhr und droht bei Überlastung, schon einmal zu kollabieren – nicht zufällig spricht man in diesem Zusammenhang von einem „Verkehrsinfarkt“. Kein Wunder, schließlich teilen sich die unterschiedlichsten Verkehrsteilnehmer den städtischen Asphalt: Fußgänger, Radfahrer, Autos, Mopeds, Busse, Bahnen, Skateboards und neuerdings auch E-Roller tummeln sich dicht gedrängt auf deutschen Straßen und Bürgersteigen.

Grundsätzlich sind im Straßenverkehr zwar alle, unabhängig ihrer bevorzugten Fortbewegungsart, gleichberechtigt, ungleich verteilt ist hingegen das damit verbundene individuelle Risiko. Als motorisierter, verhältnismäßig gut geschützter Pkw-Fahrer trägst du deshalb eine besondere Verantwortung. Damit du dieser gerecht wirst und auch dein eigenes Nervenkostüm schonst, haben wir für dich einige praktische Tipps zusammengestellt.    

Zeit ist Geld?

Es ist leicht, dem hektischen Treiben im innerstädtischen Verkehr zu verfallen. Dabei sind Eile und Zeitdruck die denkbar schlechtesten Beifahrer, verleiten sie dich doch zu riskanten Fahrmanövern und allgemeiner Unaufmerksamkeit. Das Zauberwort gegen das permanente Gehetztsein heißt: Entschleunigung. Zeitmanagement und vorausschauende Planung helfen dir, auch in stressigen Verkehrssituationen souverän zu agieren. Wenn du einen wichtigen Termin hast, solltest du für die Fahrt genügend Spielraum einkalkulieren, damit du auch zu Stoßzeiten oder bei unerwarteten Verzögerungen am Steuer gelassen bleibst. Wenn du nicht mit Vollgas auf die gelbe Ampel zusteuerst oder dich notgedrungen in zu enge Parklücken zu zwängen versuchst, kommst du nicht nur entspannt zu deinem Termin, sondern gehst insgesamt gelassener durch den Tag! Also besser eine halbe Stunde früher gemütlich losfahren als im Stop-and-go zu verzweifeln.

Stop-and-go

Apropos Stop-and-go: Unter den Auswirkungen von roten Ampeln, vielbefahrenen Kreiseln und Kreuzungen leidest nicht nur du als Fahrer, sondern auch dein Fahrzeug. Durch das ständige Abbremsen und Anfahren verbraucht dein Wagen deutlich mehr Kraftstoff als im fließenden Verkehr. Zudem bedeuten die ständigen Unterbrechungen für Kupplungs- und Bremsbeläge einen höheren Verschleiß. Um dem entgegenzuwirken, solltest du beim Schalten zügig und zugleich sanft einkuppeln. Nimm im Stand unbedingt den Fuß von der Kupplung, anstatt diese im eingelegten Gang schleifen zu lassen.

Das Ausschalten des Motors ist eine weitere Möglichkeit, Energie und Umwelt zu schonen, wenn gar nichts mehr geht. Gerätst du etwa zur Rushhour oder aufgrund besonderer Verkehrsführung in einen waschechten Stau, empfiehlt es sich, generell niedertourig zu fahren und möglichst selten zu schalten.   

Zebra- und andere -streifen

Die Verkehrsführung in der Stadt unterscheidet sich grundlegend von jener außerhalb von Ortschaften. Passanten, Tiere und nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer verhalten sich oft unberechenbar und erfordern deshalb von dir jederzeit entsprechend erhöhte Wachsamkeit und Rücksichtnahme.

Beispiel Zebrastreifen: Hier genießen Fußgänger, Rollstuhl- und Fahrradfahrer uneingeschränktes Vorrecht; Letztere allerdings nur dann, wenn sie auch tatsächlich absteigen und schieben. Nähere dich dem Übergang mit mäßiger Geschwindigkeit und halte bei Bedarf. Wenn du einem Berechtigten das Überqueren eines Zebrastreifens nicht ermöglichst, drohen ein Bußgeld von 80 Euro sowie ein Punkt in Flensburg. Halten und Parken sind bis zu fünf Metern vor dem Zebrastreifen verboten. Auch bei anderen Straßenübergängen, wie etwa Ampeln, solltest du vermeiden, diese im stockenden Verkehr zu blockieren. Halte stattdessen immer vor der jeweiligen Ampel.

Busfahrstreifen und Radwege sind für dich als Autofahrer tabu. Die Nutzung dieser Spuren steht ausschließlich den durch entsprechende Beschilderung oder Fahrbahnmarkierungen berechtigten Fahrzeugen zu, in der Regel Linien- und Reisebusse, zuweilen aber auch Taxen, Fahrradfahrern und Elektroautos. Willst du ein öffentliches Verkehrsmittel an einer Haltestelle überholen, musst du ausreichenden Sicherheitsabstand gewährleisten, um ein- oder aussteigende Fahrgäste nicht zu gefährden. Besondere Vorsicht gilt hier in der Nähe von Schulen und Kindergärten. Junge Verkehrsteilnehmer können Entfernungen und Gefahren noch nicht richtig einschätzen und sind oft abgelenkt.

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Auch außerhalb von markierten Fahrbahnübergängen musst du im Stadtverkehr jederzeit damit rechnen, dass plötzlich eine Person unbedacht auf die Straße läuft. Halte dich deshalb stets an die Geschwindigkeitsbegrenzung und wahre den nötigen Sicherheitsabstand von etwa drei Fahrzeuglängen. So schützt du dich auch dann vor Auffahrunfällen, wenn dein Vordermann unerwartet heftig in die Eisen tritt.

Beim Aussteigen hilft der sogenannte „Dutch Reach“, ein einfacher Trick unserer niederländischen Nachbarn: Öffne die Fahrertür von innen mit der rechten Hand. Dadurch drehst du deinen Oberkörper ganz automatisch in Richtung des nachfolgenden Verkehrs und hast somit den toten Winkel im Blick.

Alternativen

Der städtische Verkehr kann selbst dem gelassensten Autofahrer zuweilen den Tag vermiesen. Es lohnt sich also, über die stetig wachsende Anzahl an Alternativen nachzudenken! Schließlich gibt es keine bessere Lösung, dem alltäglichen Wahnsinn auf der Straße zu entfliehen, als das Auto einfach stehen zu lassen. Dies schont nicht nur Geldbeutel und Nervenkostüm, sondern freut auch noch die Umwelt.

Öffentliche Verkehrsmittel sind die naheliegendste Lösung. Aber eine stetig wachsende Anzahl innovativer Dienstleistungen wie Rent-a-Bike ermöglichen bei Bedarf pointierte Formen von Mobilität. Auch Carsharing und Fahrgemeinschaften erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Zwar entgehst du damit nicht dem städtischen Verkehr, doch geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid.  

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